Sozialgenossenschaften
- so vielfältig wie das Leben
Sozialgenossenschaften bieten in ihrer Vielfalt Lösungsmöglichkeiten für viele Lebensbereiche und das soziale Zusammenleben. So können sie die nahräumliche Versorgung, die sozialkulturelle Einbindung, die Möglichkeiten der Teilhabe und sozialproduktiver Tätigkeit, die gute Nachbarschaft und den Verbleib in der vertrauten Wohnumgebung organisieren.
Grundsätzlich sind Sozialgenossenschaften in allen sozialen Bereichen denkbar. Es gilt: Immer dann, wenn sich engagierte Menschen zusammenfinden, die soziale Anliegen selbst in die Hand nehmen und eigene, sozusagen maßgeschneiderte Lösungen für ihre speziellen Bedürfnisse finden wollen, sollte die Möglichkeit der Sozialgenossenschaft in Betracht gezogen werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein größeres Projekt umgesetzt werden soll.
Hier einige Beispiele:
Sozialgenossenschaften für Bauen/Wohnen/Stadtteilentwicklung
- Bestimmen die soziale Stadtentwicklung entscheidend mit und können (wenn gewollt) gleichzeitig zentrale soziale Aufgaben wahrnehmen.
- Die Ansatzpunkte sind vielzählig - von bezahlbaren Wohnungen für einkommensschwache Haushalte bis zu Stadtteilentwicklungen mit Bürger- Service-Zentren, Nachbarschaftshäusern etc.
- Bestehende Wohnungsgenossenschaften haben zudem die Möglichkeit,Tochterstrukturen, auch Sozialgenossenschaften, für die Bedürfnisse ihrer Mitglieder zu gründen und gemeinsam mit den Mitgliedern zu betreiben.
Beispiele:
Die Spiegelfabrik Baugenossenschaft eG
Bei dieser Sozialgenossenschaft aus Fürth sollen Menschen in verschiedensten Lebenslagen nebeneinander und vor allem auch miteinander wohnen – von Alleinerziehenden über Familien bis hin zu älteren Menschen, Menschen mit Behinderung, Studierenden und jungen anerkannten Flüchtlingen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner des Projekts sind Mitglieder der Genossenschaft und sollen ihre Fähigkeiten, Ideen und Bedürfnisse innerhalb des Wohnprojektes aktiv und umfassend einbringen. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Spiegelfabrik Baugenossenschaft eG.
Die „DomagkPark eG“
Diese Sozialgenossenschaft aus München will im Neubaugebiet auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne im Norden Münchens die Quartiersentwicklung fördern und nachbarschaftliche Beziehungen stärken. Die Genossenschaft organisiert, vermittelt oder erbringt Dienstleistungen zur Unterstützung der Mitglieder und Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers. Dabei gehen diese Leistungen von der Vermittlung von Nachbarschaftshilfen über Reinigungs- und Hausmeisterdienste bis hin zu Sharing-Angeboten von Mobilitätsmitteln. So werden neue außerfamiliäre Strukturen geschaffen und die Ressourcen der unterschiedlichen Gruppen können sich für alle gewinnbringend ergänzen. Nachbarschaftliches Engagement und Netzwerkbildung werden auf diese Weise nachhaltig unterstützt. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der „DomagkPark eG“.
Sozialgenossenschaften für soziale Anliegen von Menschen mit Behinderung
- Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass Sozialgenossenschaften für die Anliegen von Menschen mit Behinderung interessante und vielversprechende Lösungsmöglichkeiten bieten können.
- Gerade in diesem Bereich gibt es oft besonders engagierte Menschen, die bereit sind, sich persönlich einzubringen und Verantwortung für die Lösung sozialer Bedürfnisse zu übernehmen.
- Durch die große Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement, verbunden mit dem Wissensvorsprung aus eigener Betroffenheit und dem Wunsch nach individuellen Lösungen, konnten in der stabilen und rechtssicheren Form der Sozialgenossenschaft in Bayern bereits mehrere sehr interessante Projekte verwirklicht werden.
Beispiele:
„Werkstatt für Barrierefreiheit eG“
Bei dieser Sozialgenossenschaft aus Abensberg arbeiten Menschen mit Behinderung als Experten in eigener Sache und testen beispielsweise Gebäude, Texte oder Internetseiten auf Barrierefreiheit. Damit verbinden sie zwei wichtige Zukunftsaufgaben: Zum einen wird ein wesentlicher Beitrag zum sozialen Miteinander geleistet, da durch die angebotenen Dienstleistungen die barrierefreie Infrastruktur im Landkreis Kelheim vorangebracht wird. Zum anderen werden dort neue Arbeitsfelder erprobt, die Menschen mit Behinderung Beschäftigungsverhältnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt erschließen sollen. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der „Werkstatt für Barrierefreiheit eG“.
„W.I.R. Wohnen Inklusiv Regensburg eG
Mit herausragendem persönlichem Einsatz haben dort Eltern von Kindern mit mehrfachen, auch geistigen Behinderungen ein wegweisendes Wohnprojekt für gelebte Inklusion verwirklicht. Seit Herbst 2017 leben dort nun junge Menschen mit Behinderung gemeinsam mit Singles, Paaren und Familien in einer barrierefreien Wohnanlage mit 47 Wohnungen zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Die Bewohnerinnen und Bewohner mit Unterstützungsbedarf wohnen in eigenen Apartments, die zu Wohngruppen mit je sechs Einheiten („Cluster“) zusammengefasst sind. Diese Wohneinheiten sind den individuellen Bedürfnissen hinsichtlich Pflege und Betreuung optimal angepasst. Dabei ist durch den Apartmentcharakter mit eigenem Bad die Privatsphäre garantiert. Gleichzeitig stehen mehrere große Gemeinschaftsräume als Treffpunkte und Begegnungsorte zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie auf der Website von „W.I.R. Wohnen Inklusiv Regensburg eG".
„MutMacherMenschen eG“
Bei dieser Sozialgenossenschaft aus Augsburg fertigen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Behinderungen hochwertige Produkte im Bereich Naturschutz (Nistkästen, Vogel- und Wildbienenhäuser), die von der Sozialgenossenschaft auch vermarktet werden. Die Mitglieder der Sozialgenossenschaft können sich so aktiv am Arbeitsleben beteiligen und ihre Fähigkeiten, ihre Motivation und ihre oft hohe Qualifikation vielseitig einbringen. Dass die qualitativ hochwertigen Produkte bei den Kunden so gut ankommen, ist für alle „MutMacherMenschen“ eine großartige Bestätigung. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der „MutMacherMenschen eG“.
Seniorengenossenschaften
- Hier schließen sich vorwiegend ältere Menschen zusammen, um die Herausforderungen des demografischen Wandels aktiv mitzugestalten.
- In der Regel lebt die Seniorengenossenschaft vom Austausch der Leistungen durch die Mitglieder. Gegenseitige Hilfen im Alltag bringen die Menschen miteinander in Kontakt und unterstützen dabei, in späteren Lebensphasen auch mit Einschränkungen unabhängig zu Hause leben zu können. Seniorengenossenschaften bieten Ihren Mitgliedern ergänzende, bürgerschaftlich getragene Hilfen, die nicht durch professionelle Dienste abgedeckt werden können oder vor Ort nicht ausreichend verfügbar sind.
- Das Konzept der Seniorengenossenschaften wird oft auch in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins realisiert. Weitere Informationen zu „Seniorengenossenschaften“ auf der Website des Sozialministeriums.
Ein typisches Beispiel: Die WIR für UNS eG
Diese Sozialgenossenschaft aus dem Landkreis Forchheim setzt sich dafür ein, dass Menschen zu Hause alt werden können und dabei gut versorgt sind. Angeboten werden Hilfen im Haus und im Garten, Besuchs- und Begleitdienste, die Betreuung dementer Personen, Beistand bei Krisen sowie Beratung und Unterstützung auf vielen weiteren Gebieten. Dabei können sowohl Mitglieder der Sozialgenossenschaft als auch Nichtmitglieder die angebotenen Hilfeleistungen in Anspruch nehmen. Die Helfenden erhalten entweder eine Aufwandsentschädigung oder eine Zeitgutschrift, die sie später bei Bedarf selbst gegen eine Unterstützungsleistung einlösen können. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der "WIR für UNS" eG.
Sozialgenossenschaften zur Nahraumversorgung
- Primär zum Erhalt der sozialen Infrastruktur - insbesondere in ländlichen Gebieten mit schrumpfender Bevölkerung.
- Sie gewährleisten häufig die Versorgung älterer und nicht mobiler Personengruppen, ermöglichen eine Direktvermarktung und sind zudem Kommunikationspunkte im Ort
Beispiel: Dorfläden
Genossenschaftlich organisierte Dorfläden basieren auf einer Mischung aus bezahlter und ehrenamtlicher Arbeit. Das Angebot der Dorfläden steht unter dem Motto "Alles unter einem Dach" und umfasst Informationsstelle, Post, Sparverein, Café, Mütter- und Altentreff etc. Dadurch dient der Dorfladen nicht nur der Lebensmittelversorgung, sondern auch dem Gemeinwohl.
In Bayern gibt es bereits zahlreiche genossenschaftlich organisierte Dorfläden. Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Technologie hat eine eigene Broschüre zu diesem Thema veröffentlicht: „Der Dorfladen in Bayern, Leitfaden für Gründung und Betrieb“. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website des Bayerischen Wirtschaftsministeriums.
Sozialgenossenschaften zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Wesentliche Aufgabe der Familiengenossenschaft ist die Vermittlung einer geeigneten Betreuungsmöglichkeit für Kinder und Familien.
- Gründer/Mitglieder können die Betroffenen selbst (Familien/Mütter) sein, aber auch Unternehmen, die Ihren Mitarbeiterfamilien qualifizierte Betreuungskräfte zur Verfügung stellen wollen.
Beispiel: Familiengenossenschaft eG in Mannheim
Sie wurde bereits im Jahr 2006 von 13 qualifizierten Tagesmüttern und fünf Unternehmen gegründet, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen bei Bedarf mit Betreuungsmöglichkeiten für deren Kinder zu versorgen. Mittlerweile wird auch die Hilfe für Pflege von Angehörigen angeboten. Das Angebot der Familiengenossenschaft zeichnet sich vor allem durch die hohe Flexibilität aus. So werden die Kinder, wenn nötig, auch früh morgens oder spät abends noch betreut. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der "Familiengenossenschaft" eG.